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Die Videokamera als Kundenversteher

29.09.2022

Eneo hat mit der IN-Serie eine neue Produktfamilie eingeführt, die mit einer breiten Palette an AI-basierten Videoanalysefunktionen ausgestattet ist und den Anwendern nicht nur mehr Sicherheit, sondern auch zusätzliche Mehrwerte versprechen

Intelligente Kameras weisen frühzeitig auf Gefährdungen hin Foto: © Pavel Losevsky / stock.adobe.com
Intelligente Kameras weisen frühzeitig auf Gefährdungen hin Foto: © Pavel Losevsky / stock.adobe.com

Eneo hat mit der IN-Serie eine neue Produktfamilie eingeführt, die mit einer breiten Palette an AI-basierten Videoanalysefunktionen ausgestattet ist. Wir haben mit Daniel Lehmann, der im VIDEOR Marketing schwerpunktmäßig mit der Eigenmarke Eneo befasst ist, über neue Möglichkeiten und Anwendungen von künstlicher Intelligenz in der Videosicherheit gesprochen.

SicherheitsPraxis: Seit diesem Jahr bietet auch eneo IP-Kameras und Rekorder an, die Anwendern nicht nur mehr Sicherheit, sondern auch zusätzliche Mehrwerte versprechen. Der Schlüssel hierzu sind intelligente Algorithmen, welche die Möglichkeiten der Videoanalytik erweitern. In diesem Zusammenhang fallen immer wieder Schlagworte wie K.I. bzw. A.I., Smart Video, Smart Security, Business Intelligence etc. Es mag gewagt sein, einen Marketer danach zu fragen, aber wo verläuft, Ihrer Meinung nach, mit Blick auf die technischen Möglichkeiten die Grenze zwischen Schein und Sein?

Daniel Lehmann: Wenn ich Sie richtig verstehe, zielt Ihre Frage auf die mehr oder weniger vollmundigen Werbeversprechen ab, die es natürlich auch in der Sicherheitsbranche gibt. Allerdings sind Werbung und Marketing nicht dasselbe. Aber zum eigentlichen Kern Ihrer Frage und zu den Möglichkeiten von KI- bzw. AI-basierter Videosicherheitstechnik: die stehen und fallen mit der Fähigkeit der eingesetzten Algorithmen, Muster in großen Datensätzen zu erkennen und Objekte zu klassifizieren. Ich kann eine AI-Kamera z. B. so konfigurieren, dass sie nur auf Personen im Überwachungsbereich reagiert und Fahrzeuge, die durchs Bild fahren, ignoriert. Im Gegensatz zur pixelbasierten Videoanalyse lösen irrelevante Objekte oder Bewegungsmuster also keinen Alarm aus, was die Zahl der Fehlalarme und den damit verbundenen Mehraufwand deutlich reduziert. Außerdem bringt künstliche Intelligenz mehr Effizienz in die Recherche und forensische Auswertung, weil ich gezielt nach bestimmten Ereignissen bzw. Objekten suchen kann. Bei den AI-Kameras unserer IN-Serie kann ich die Ergebnisse beispielsweise nach Szenen filtern, in denen nur Fahrzeuge, Personen oder Zwei- bzw. Fahrräder detektiert wurden. Das erleichtert und beschleunigt das Arbeiten, was sowohl unter Kostengesichtspunkten als auch mit Blick auf die immer weiter auseinanderklaffende Personallücke interessant ist – klar, eine AI-basierte Lösung ersetzt, Stand heute, keine Manpower, aber sie kann die Menschen in ihrer Arbeit unterstützen und „Druck vom Kessel“ nehmen. Außerdem kommen neue Fähigkeiten hinzu, die das Spielfeld ein großes Stück erweitern.

SicherheitsPraxis: Sie denken an die Möglichkeiten der Verhaltensanalyse per Video- und Metadaten?

Daniel Lehmann: Ich denke zunächst einmal ausschließlich an Sicherheit, vor allem mit Blick auf den dritten Corona-Herbst und Winter. Die neue Fassung des Infektionsschutzgesetzes der Regierung sieht vom kommenden Oktober bis April nächsten Jahres wieder eine Maskenpflicht im Luft- und Personenfernverkehr sowie eine bundesweite Maskenpflicht für Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen vor, von den Coronaschutzmaßnahmen in den Betrieben ganz zu schweigen. Bei der Um- und Durchsetzung dieser Maßnahmen kann AI-basierte Videoanalytik wertvolle Unterstützung leisten. Die Kameras unserer IN-Serie verfügen nämlich nicht nur über eine Gesichtserkennung, die Sie z. B. an eine Zutrittskontrolllösung anbinden oder mit einer Black- bzw. Whitelist verknüpfen können, sondern sind auch in der Lage, Masken zu detektieren oder einen Alarm auszulösen, falls die zulässige Personenzahl in einem bestimmten Bereich überschritten wird. Über die bidirektionale Audioübertragung ergeht dann z. B. ein automatisierter Warnhinweis, den ich zuvor über die Text-2-Speech-Engine des Rekorders eingegeben habe. Der entscheidende Punkt in dieser und anderen Anwendungen: die intelligenten Kameras weisen mich frühzeitig auf Gefährdungen hin und unterstützen mich bei der Abwendung, bevor es kritisch wird. Wobei die automatische Durchsage im Fall der Maskenerkennung und Personendichtemessung in der Regel genügen wird, was wiederum das Sicherheitspersonal entlastet, das in diesen Zeiten wirklich nicht zu beneiden ist. On top zu diesen neuen, sicherheitsrelevanten Funktionen haben wir dann noch die AI-basierte Verhaltensanalyse, die nicht nur, aber doch in besonderem Maße für den stationären Handel interessant ist, weil sie mittel- und langfristig zur Umsatzsteigerung beitragen kann.

SicherheitsPraxis: Die Videokamera als Verkaufsberater?

Daniel Lehmann: Wohl eher die smarte Videokamera als Kundenversteher. Oder als Assistent des Store-Managers, wenn Sie so wollen. Denn über das reine Videobild hinaus liefert die Mustererkennung der Kamera jede Menge Informationen über das Verhalten auf der Verkaufsfläche. So erhalte ich zum notwendigen Überblick zusätzlich wertvollen Einblick. Mithilfe von Heat Maps zum Beispiel in die bevorzugten Laufwege und Kundenhotspots. Anhand dieser Informationen kann ich Produkte und/oder Werbung gezielt platzieren. Ebenso erhalte ich zuverlässige Daten zur geschlechtlichen Zusammensetzung meiner Kundschaft und zur tatsächlichen Besucherzahl. Bildet sich eine Warteschlange oder wird eine von mir festgelegte Wartedauer an einem Verkaufstresen, Service Point oder im Kassenbereich überschritten, informiert mich das intelligente Warteschlangenmanagement der eneo IN-Kameras. Und mit der Nummernschilderkennung kann ich zum einen die Zufahrt zum Betriebsgelände steuern, ich kann sie aber auch als Datenpool nutzen, der mir das Einzugsgebiet meiner Kundschaft aufschlüsselt. Kurz, als Unternehmer profitiere ich in mehrerlei Hinsicht von der AI-basierten Videoanalytik, die mir die eneo IN-Serie bietet. Indem ich nämlich die datengestützten Erkenntnisse über das Kundenverhalten für die gezielte Produktwerbung und -platzierung nutze und in die Optimierung des Personaleinsatzes sowie die Verbesserung des Services einfließen lasse, erhöhe ich die Kundenzufriedenheit, was mittel- und langfristig zu mehr zufriedenen Kunden und Umsatz führt.

SicherheitsPraxis: Dennoch herrscht der Eindruck vor, dass die Endkunden, zumindest hierzulande, der Technologie noch skeptisch gegenüber stehen.

Daniel Lehmann: Lange Zeit hat man tatsächlich den Eindruck gewinnen können, dass die Technologie dem Markt weit voraus ist. Aber das ist nichts Ungewöhnliches. Ich erinnere mich an die Ergebnisse verschiedener Marktstudien zur Bekanntheit und Nutzung von IP-Videoanalyse im Einzelhandel, die mich seinerzeit einigermaßen erstaunt hatten. Die tatsächliche Verwendung der einzelnen Funktionen stand, wie ich fand, in einem krassen Missverhältnis zu deren Bekanntheit. Und ja, eine Zeitlang schien die Resonanz bei AI-basierten Produkten, die es auch nicht erst seit gestern gibt, in der Fläche eher schwach zu sein, sieht man mal von Flaggschiffprojekten ab. Doch das hat sich geändert. Wir glauben, der Markt ist mittlerweile reif für AI-basierte Lösungen. Hier wirkt vieles zusammen. Starke Treiber sind sicher der Personalmangel, der sich weiter verschärfen wird, und der scharfe Wettbewerb im Einzelhandel, der nicht nur über den Preis, sondern eben auch über das Einkaufserlebnis ausgetragen wird. Mindestens ebenso wichtig ist aber die Zugänglichkeit, also die Anwenderfreundlichkeit, die gesellschaftliche Akzeptanz und natürlich der Preis der Technologie. Hier hat sich in den letzten drei Jahren enorm viel getan. Erstens sind die Produkte immer einfacher zu bedienen, zweites denken wir bei KI nicht mehr an den Terminator, sondern an Alexa und Facebook, und drittens wird die Technik immer billiger. Das macht AI-basierte Lösungen auch für kleine und mittlere Unternehmen immer attraktiver, schließlich schlagen sie für verhältnismäßig kleines Geld mehrere Fliegen mit einer Klappe.

SicherheitsPraxis: Die neue eneo Produktfamilie richtet sich demnach an KMU?  

Daniel Lehmann: Nicht nur, aber das Preis-Leistungs-Verhältnis ist bei dieser Zielgruppe sicher sehr hilfreich. Es muss ja auch nicht immer eine hundertprozentige AI-Lösung sein. Mit den Hybridprodukten in unserem AI-Portfolio können Sie bestehende eneo Systeme auch punktuell auf AI upgraden, eben dort, wo es für Sie Sinn macht. Hier sehe ich persönlich das größte Potenzial.

http://www.videor.com

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