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NSU-Mord in Hamburg: Aufklärung und Ermittlungen im Check

03.03.2025

Im Zentrum des Forschungsprojekts steht die Untersuchung der systemischen Aspekte, die zum Versagen bei der Aufklärung und Strafverfolgung des Mordes führten. Die Forschungsergebnisse sollen auch Impulse für zukünftige politische und institutionelle Maßnahmen liefern

Dr. Daniela Hunold ist Professorin für Soziologie mit Schwerpunkt Empirische Polizeiforschung an der HWR Berlin

Dr. Daniela Hunold ist Professorin für Soziologie mit Schwerpunkt Empirische Polizeiforschung an der HWR Berlin

Von der Beweisführung bis zur Strafverfolgung: Hamburgische Bürgerschaft beauftragt Untersuchungskommission aus vier Hochschulen mit wissenschaftlicher Aufarbeitung der NSU-Terrortat von 2001.

„Spezifische Organisationskulturen bei Polizei und Verfassungsschutz können zu stereotypen Vorstellungen von Tatverdächtigen führen“, sagt Professorin Dr. Daniela Hunold. Die Expertin für Polizeisoziologie von der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin (HWR Berlin) ist Mitglied eines Forschungsteams, das im Auftrag der Hamburgischen Bürgerschaft die Geschehnisse und Ermittlungen rund um den Mord an Süleyman Taşköprü am 27. Juni 2001 in Hamburg untersucht. Die Ergebnisse werden in einem unabhängigen, umfassenden Gutachten zusammengefasst. 

Die Taten des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) zählen zu den erschreckendsten Terroranschlägen in der jüngeren deutschen Geschichte. Ihr Entstehungskontext konnte nie vollständig aufgeklärt werden. Auch nach bislang 15 politischen Untersuchungsausschüssen und dem Abschluss des „NSU-Strafverfahrens“ sind noch viele Fragen offen.

Systematische Ursachen und gesellschaftliche Wechselwirkung im Fokus

Im Zentrum des Forschungsprojekts steht die Untersuchung der systemischen Aspekte, die zum Versagen bei der Aufklärung und Strafverfolgung des Mordes führten. Besonders im Blick sind dabei die Wechselwirkungen zwischen behördlichem Handeln und den spezifischen gesellschaftlichen, sicherheitspolitischen Bedingungen in Hamburg zur Tatzeit. „Staatliche Behörden agieren niemals im luftleeren Raum“, so Professorin Dr. Daniela Hunold. „Wir wollen untersuchen, wie das öffentliche Meinungsklima und sicherheitspolitische Programmatiken die Ermittlungsarbeit beeinflussten und zu Pfadabhängigkeiten führten.“ Die breite Unterstützung durch die Hamburger Bürgerschaft sowie den beteiligten Behörden und die besondere Interdisziplinarität des Projektteams seien hervorragende Voraussetzung für eine gelungene wissenschaftliche Aufarbeitung des NSU-Mordes in Hamburg, stellt die Berliner Polizeiforscherin heraus.

Interdisziplinarität als Erfolgsfaktor der Forschung

Die Professor*innen Dr. Daniela Hunold (Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin), Dr. Constantin Goschler (Ruhr-Universität Bochum), Dr. Charlotte Schmitt-Leonardy (Universität Bielefeld) und Dr. Wolfgang Seibel (Universität Konstanz) werden im Rahmen einer interdisziplinären Untersuchung den komplexen Ursachen und Folgen des organisatorischen wie gesellschaftlichen Versagens bei der Aufklärung und Strafverfolgung des Hamburger NSU-Mords nachgehen. Im Fokus stehen vor allem die systemischen Aspekte, die zu den folgenreichen Terroranschlägen führten. Zugleich untersuchen die Wissenschaftler*innen Wechselwirkungen und Resonanzen der Ermittlungen mit der Hamburger Stadtgesellschaft. Sie nehmen dafür auch die Zeit vor dem eigentlichen Mordfall in den Blick, um die Entstehung von Wahrnehmungs- und Handlungsmustern im Umgang mit rechter Gewalt analysieren zu können. Das Spannungsfeld von Rassismus und systemischen Dynamiken wird in die Analyse eingeschlossen.

Die Forschenden erhalten vollumfängliche Akteneinsicht in die Unterlagen von Polizei, Staatsschutz und Justiz und werden im Rahmen von Interviews die Aussagen von Zeug*innen und professionellen Verfahrensbeteiligten in ihre wissenschaftliche Aufarbeitung einbeziehen. 

http://www.hwr-berlin.de

Professorin Dr. Daniela Hunold: Expertise in Polizeisoziologie

Die Expertin für Polizeisoziologie mit dem Schwerpunkt auf Empirische Polizeiforschung an der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin forscht seit vielen Jahren zu Problemen und Herausforderungen polizeilichen Handelns in der Einwanderungsgesellschaft. Daniela Hunold ist Stellvertretende Direktorin des Forschungsinstituts für öffentliche und private Sicherheit Berlin (FÖPS) der HWR Berlin. Sie ist Mitherausgeberin des wissenschaftlichen Grundlagenbandes „Rassismus in der Polizei“ und arbeitete zuletzt mit einem Forscherteam an einer Expertise für die Antidiskriminierungsstelle des Bundes zu Diskriminierungsrisiken durch die Polizei. 

https://www.hwr-berlin.de/hwr-berlin/ueber-uns/person/detail/2639-daniela-hunold

 

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