„Gehen Sie mal davon aus, wir sind da gut aufgestellt!“ oder: Im Anfang war die Tat!

Notfall-, Krisen- und Risikomanagementsysteme sind ein zentraler Bestandteil des modernen Risikomanagements. Aber welche praktischen Konsequenzen können oder wollen Unternehmen daraus ziehen?

Lesezeit: 4 Min.

13.07.2019

Die Tatsache, dass Notfall-, Krisen- und Risikomanagementsysteme ein zentraler Bestandteil des modernen Risikomanagements sind, ist nicht neu und wird im ganzen Land anerkannt. Diese Aussage führt aus Sicht des Vollzeit-Krisen- und Sicherheitsberaters zu der Frage, welche praktischen Konsequenzen Unternehmen daraus ziehen können oder wollen.

Wenn ich die sehr unterschiedlichen Erfahrungen mit Vorstandsmitgliedern, Geschäftsführern und Krisenmanagern sowie deren Einstellung zum Risikomanagement und zur Abwehr von Krisen und Krisenkommunikation betrachte, so hat Goethes Dr. Remember Faust in seiner Studie:

Es steht geschrieben: „Am Anfang war das Wort!“

Ich bin schon hier! Wer hilft mir weiter?

Ich kann das Wort nicht so sehr als unmöglich einschätzen

Ich muss es anders übersetzen

Wenn mich der Geist ganz erleuchtet.

Es steht geschrieben: Am Anfang war Sinn.

Denken Sie an die erste Zeile

Dass dein Stift sich nicht beeilt!

Funktioniert und schafft der Sinn alles?

Es sollte heißen: Am Anfang war die Kraft!

Ja, auch wenn ich das aufschreibe,

Schon warnt mich etwas, dass ich nicht dabei bleibe.

Der Geist hilft mir! Plötzlich sehe ich Ratschläge

Und schreibe getrost: Am Anfang war die Tat!

Wenn ich heute im Deutschunterricht nach der Bedeutung von Goethes Worten gefragt würde, würde ich wahrscheinlich zu der Interpretation geführt, dass Goethes Ministerrat hier einen klassischen Managementprozess beschrieb: das Wort – die Bedeutung – die Macht – die Tat.

Wir werden nicht mehr herausfinden, ob der Dichter dies im Notfallmanagement für zulässig gehalten hätte. Mit Sicherheit hätte ich meinen Lehrer überrascht oder überfordert. Aber wer schwärmt schon in der neunten Klasse von Managementprozessen?

Trotzdem erscheint mir eine Reise in die Literatur nicht so unangebracht. Es führt uns zu der Frage, wie ernst man denn die mündliche Verpflichtung zur Notwendigkeit eines Krisenmanagementsystems nehmen soll. Sehr oft werde ich beim ersten Treffen mit den Informationen konfrontiert: „Nehmen wir an, unser Unternehmen ist im Krisenmanagement gut aufgestellt.“

Was möchte der Gesprächspartner uns signalisieren?

Ich habe meine Leute dafür, sie machen es.
Da ich noch etwas zu tun habe, weiß ich nicht viel darüber.
Wir wollen keine externe Meinung über unser System bekommen, weil wir wirklich gut sind.

In der Praxis ist es natürlich immer noch so, dass wir uns normalerweise unterhalten. Und der entscheidende Ausgangspunkt ist dann die Aufforderung des Vorstands oder des Geschäftsführers: „Geben Sie mir eine Einschätzung, wie gut unser Krisenmanagement ist!“

Hier mit der gewohnten Platitude zu antworten, dass dies nicht so einfach ist, hilft nicht wirklich. Deshalb komme ich in meiner Methodik auf den alten Herrn von Goethe zurück:

Das Wort Wie gut, wie stark ist das Mandat des Krisenmanagements formuliert?

Der Zweck Ist das Krisenmanagementsystem mit vernünftigen, beherrschbaren Prozessen gestaltet?

Die Stärke Hat sich eine gut besetzte Organisationsstruktur mit einem starken Chef etabliert?

Die Tat Ist die Organisation gut ausgebildet, geschult und erfahren? Welche Fähigkeiten hat sie?

Dr. Faust hat dem Wort eine starke Bedeutung gegeben. Das sehen wir auch im modernen Krisenmanagement so. Auf der strategischen Ebene des Unternehmens brauchen wir eine klare Aussage über die Fähigkeit, mit Krisensituationen und Krisen umzugehen. Bei der Prüfung von Krisenmanagementsystemen ist daher auch eine Krisenmanagementrichtlinie (oder Gruppenrichtlinie oder Geschäftsanweisung) mit verbindlichen und klaren Anweisungen und Kernbotschaften wesentlich wichtiger als ein umfangreiches Handbuch für die Arbeit des Krisenteams.

Ähnlich wie sich Dr. Faust in seinem Monolog im Arbeitszimmer befindet, entsteht die eigentlich starke Spannung auch im Krisenmanagement zwischen Wort und Tat. Die Bedeutung und die Stärke sind eher Erfüllungsgehilfen und wichtige Beiträge, um das Wort einer mächtigen Tat folgen zu lassen.

Bei der Bewertung von Managementsystemen für das Krisenmanagement kommt es unserer Erfahrung nach vor allem auf das klare Bekenntnis der Unternehmensleitung bzw. des Eigentümers und das Mandat des Krisenteams sowie auf die tatsächlich erworbenen Fähigkeiten des Krisenteams an.

Als Konsequenz haben wir für die Beratungspraxis ein Modell der sogenannten Reifegrade des Krisenmanagements in den Stufen „0“ bis „5“ eingeführt. In der Praxis gibt es nur fünf Stufen, weil der Reifegrad „0“ mit der Einschätzung „völlig unbesetzt“ mündlich beschrieben werden kann. Das Modell erfüllt gleichzeitig zwei Aufgaben. Erstens macht es verschiedene Krisenmanagementsysteme objektiv vergleichbar. Zweitens markiert es Meilensteine ​​auf dem Weg zur organisatorischen Belastbarkeit. [1]

Der Autor hätte sich nicht wundern dürfen, wenn er dies in den ersten praktischen Interviews erfahren hätte

Beitrag teilen

Über den Autor: Jens Washausen

Jens Washausen, ehemaliger Berufsoffizier diente in fallschirmspringenden Spezialeinheiten und war Bereichsleiter Sicherheitswesen der Tengelmann Warenhandelsgesellschaft und Leiter Technik und Vertrieb bei der NEUMANN Elektronik. Er ist Mitglied des Vorstandes des Bundesverbandes unabhängiger deutscher Sicherheitsberater und -Ingenieure BdSI und im Wirtschaftsrat Deutschland aktiv.