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Temporäre Sicherheit für Zukunftsprojekte

06.06.2022
Mike Jürgens (li.) und Frank Käferböck (re.), Geschäftsführer Kooi Security Deutschland und Österreich
Foto: Kooi Security
Mike Jürgens (li.) und Frank Käferböck (re.), Geschäftsführer Kooi Security Deutschland und Österreich Foto: Kooi Security

Der Einsatz von mobiler Videoüberwachung ist in den vergangenen Jahren deutlich gewachsen. Wo macht diese Technik Sinn?

Mike Jürgens: Grundsätzlich überall da, wo Standorte für einen begrenzten Zeitraum gegen Diebstahl und Vandalismus geschützt werden müssen. Das gilt vor allem für Baustellen aller Art. Aber auch bei Leerständen, Lagerflächen oder Umschlagplätzen kann eine mobile Videoüberwachung Sinn machen. Der Vorteil ist, dass die Systeme mobil sind und sich die Überwachung leicht an veränderte Standortbedingungen anpassen lässt. Es gibt viele Einsatzbereiche, gestohlen wird leider überall.

Was ist der wichtigste Einsatzbereich?

Frank Käferböck: Bezogen auf die Anzahl der Projekte eindeutig Baustellen. Der Diebstahl von Baumaterial und Maschinen ist eine allgegenwärtige Bedrohung. Es ist keine Seltenheit, dass wir auf der selben Baustelle innerhalb weniger Monate ein Dutzend Diebstahlversuche abwehren. Angesichts drastisch steigender Materialpreise sind allein schon die Wiederbeschaffungskosten hoch. Noch gravierender sind Verzögerungen und drohende Vertragsstrafen, wenn Material oder Maschinen fehlen und der Bau stillsteht. Mit der temporären Videoüberwachung und unserer 24/7 besetzten Alarmzentrale sorgen wir dafür, dass der Bauleiter nachts ruhig schlafen kann.

Wie schätzen Sie die Entwicklung in diesem Segment ein?

Mike Jürgens: Sehr dynamisch, sowohl was die Kriminalität als auch was den Einsatz von mobiler Videoüberwachung betrifft. Ob Gewerbebau, Straßen, Gleisanlagen, Windräder oder Stromtrassen - wir sehen in Deutschland eine markant wachsende Nachfrage nach der Absicherung von Bauprojekten. Wir sind in den letzten Jahren um mindestens 50 Prozent pro Jahr gewachsen, das zeigt, wie dynamisch sich der Markt entwickelt.

Frank Käferböck: In Österreich sind wir in der Entwicklung noch nicht ganz so weit wie in Deutschland. Aber auch hier wächst das Bewusstsein für das Problem schnell, weil immer mehr Firmen entsprechende Erfahrungen machen. Bei einer Befragung von österreichischen Bauunternehmen und Baumaschinen-­Vermietern im vergangenen Jahr haben 88 Prozent angegeben, schon einmal von einem Baustellendiebstahl betroffen gewesen zu sein. Mit der Anzahl der Vorfälle steigt auch das Bewusstsein und die Nachfrage nach Sicherheitslösungen.

Eine Lösung wäre auch ein klassischer Bewachungsdienst. Steht die mobile Videoüberwachung damit im Wettbewerb?

Mike Jürgens: Nein, im Gegenteil. Wir sehen uns als Partner der Bewachungswirtschaft, beide können sich gegenseitig ergänzen. Unsere Systeme helfen, den Personaleinsatz bei der Bewachung zu reduzieren, was angesichts des wachsenden Personalmangels eine Entlastung bedeutet. Umgekehrt braucht es einen Wachdienst, sofern der Kunde vor Ort den Eingriff oder zusätzliche Sicherheitsdienste wünscht. Es gibt also eine Zusammenarbeit, bei der jede Seite ihre Stärken einbringt. Wir kooperieren mit namhaften Bewachungsdienstleistern, die Erfahrungen auf beiden Seiten sind sehr gut. Unsere Systeme sind technisch ausgereift und wir können die detektierten Vorfälle zuverlässig vorfiltern. Der Wachdienst bekommt von uns nur verifizierte Alarme und muss nicht unnötig ausrücken.

Wie hoch ist der Aufwand für Planung und Installation?

Frank Käferböck: Wir beginnen in der Regel mit einem kostenlosen Sicherheitscheck. Auf Basis der Anforderungen erstellen unsere Berater dann eine Empfehlung, wo welches UFO positioniert werden sollte - wir nennen unsere Systeme 'UFO', Unit for Observation. Das geschieht meist innerhalb weniger Tage. Auch das Aufstellen ist unproblematisch. Wir haben eine Flotte von über 3.000 Geräten und können die Systeme jederzeit kurzfristig zum Einsatzort bringen. Aufbau und Inbetriebnahme vor Ort dauern in der Regel nicht mehr als eine Stunde.

Nach dem Aufstellen bleiben die Videotürme aber mobil?

Frank Käferböck: Ja, das ist der entscheidende Vorteil. Wenn sich auf dem Gelände etwas ändert, beispielsweise auf der Baustelle Container umgesetzt werden, lässt sich  das Kamerasystem neu positionieren. Wichtig ist, dass der Kunde uns das mitteilt. Wir prüfen dann die neue Position und können die Kennzeichnung für den Überwachungsbereich anpassen, auch um auszuschließen, dass die Kameras auf öffentlichen Raum gerichtet sind. Die Abstimmung bei der Neupositionierung erfolgt unkompliziert per Telefonat mit unserer Alarmzentrale.

Wie hoch sind die Kosten für die mobile Videoüberwachung?

Mike Jürgens: Der Kunde mietet die Lösung flexibel für die Zeit, in der sie auch wirklich gebraucht wird, unabhängig davon, ob das zwei Wochen oder zwei Jahre sind. Die Kosten sind von verschiedenen Faktoren abhängig und beginnen bei 25 Euro pro Videoturm und Tag. Darin enthalten sind sowohl die Miete für das System als auch unsere Dienstleistung, also die Überwachung durch unsere 24/7 Alarmzentrale. Um das einzuordnen: Das ist weniger als eine Mannstunde Wachdienst. Anders als bei Mitbewerbern ist bei uns im Festpreis auch die Alarmbearbeitung enthalten, unabhängig von der Anzahl der Alarme. Die Kosten sind also übersichtlich und planbar, es gibt keine versteckten Zusatzkosten.

Wie werden die Alarme bearbeitet?

Mike Jürgens: Die Kamerasysteme sind auf unsere eigene, EN 50518-zertifizierte Alarmzentrale aufgeschaltet. Wie schon erwähnt, sind wir technisch in der Lage, viele Fehlalarme durch Tiere oder ähnliches auszuschließen. Bei einem verifizierten Alarm können unsere Zentralisten die Täter per Sprachdurchsage mehrfach ansprechen und Sirene oder Beleuchtung zuschalten. In 99 Prozent aller Fälle genügt das zur Abschreckung. Falls nicht, benachrichtigt unsere Alarmzentrale entsprechend der mit dem Kunden vereinbarten Meldekette die Polizei oder einen kostenpflichtigen Sicherheitsdienst vor Ort. Anders als einige andere Anbieter verfolgen wir die Situation im Alarmfall weiter. Unsere Zentralisten verfolgen den Täter innerhalb des gekennzeichneten Überwachungsbereichs per Video - eine Art ferngesteuerter Videorundgang - und sprechen ihn erneut an. So entsteht keine Sicherheitslücke in der Zeit zwischen Benachrichtigung und Eintreffen von Polizei oder Sicherheitsdienst.

Videoüberwachung betrifft immer auch den Datenschutz. Wie gehen Sie damit um?

Frank Käferböck: Entscheidend ist, dass die Videoüberwachung zur Einhaltung der datenschutzrechtlichen Bestimmungen vorrangig außerhalb der Betriebszeiten erfolgt. Wo Arbeitszeiten unregelmäßig sind oder Subunternehmer außerhalb der üblichen Arbeitszeiten auf die Baustelle kommen, kann der Bauleiter mit unserer App die Zeiten anpassen oder die Überwachung wie bei einer Alarmanlage ein- und ausschalten. Der Überwachungsbereich ist gekennzeichnet, öffentlichen Raum schließen wir mit einer Maskierung von der Überwachung aus. Zudem gibt es keinen permanenten Videostream, die Bilder werden erst im Alarmfall vorübergehend bis zur Klärung der Situation gespeichert.

Wie ist Kooi in Deutschland und Österreich aufgestellt?

Mike Jürgens: Wir haben eine schlagkräftige DACH-Organisation mit fünf Niederlassungen in Deutschland und Österreich und einer deutschsprachigen Alarmzentrale. Für französischsprachige Projekte in der Schweiz können wir zudem unsere Alarmzentrale in Frankreich einbinden. Die regionale Nähe ermöglicht den direkten Kontakt und eine optimale Beratung. Entscheidend ist aber auch die Erfahrung. Wir sind einer der Pioniere der mobilen Videoüberwachung, unsere niederländische Muttergesellschaft ist vor gut zehn Jahren mit temporärer Baustellensicherung an den Start gegangen. Wir entwickeln und fertigen unsere Systeme selbst und haben mittlerweile Tausende Projekte von Skandinavien bis zum Mittelmeer gesichert. Mit dieser Erfahrung, einer großen Flotte von UFOs und einer schlagkräftigen regionalen Organisation sind wir für weiteres rasantes Wachstum sehr gut aufgestellt.

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