Klüh Security erweitert Leitstelle zur offenen Integrationsplattform
Klüh Security nimmt neue Leitstelle in Betrieb und bietet integrierte Services von Sicherheit bis Gebäudetechnik auf offener PSIM-Plattform.
Sven Horstmann, Klüh Security-Geschäftsführer. Foto: Jochen Krings
Mit einer neuen Leitstelle als offener Integrationsplattform will Klüh Security zukünftig mehr vernetzte Dienstleistungen aus einer Hand anbieten. Das Spektrum reicht von der Gebäudetechnik bis zur Bereitstellung von Analysedaten.
Anfang November hat Klüh Security seine neue Alarmempfangsstelle (AES) und Notruf- und Serviceleitstelle (NSL) am Standort Meerbusch bei Düsseldorf in Betrieb genommen. Mit der Einrichtung schafft das Unternehmen die Grundlage für ein vernetztes, technologiegestütztes Sicherheits- und Servicemodell mit der 24/7-Betreuung unterschiedlichster Systeme. Bislang hatte das Unternehmen lediglich eine kleinere Leitstelle nur für Gefahrenmeldeanlagen betrieben.
Die neue Leitstelle befindet sich in einem eigens dafür geplanten und neu errichteten Gebäude. Sie umfasst zwei Bedienräume mit derzeit 5 Mitarbeiterplätzen und bietet Raum für einen Ausbau auf bis zu 10 Plätze. Umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen von der physischen Zutrittskontrolle über beschusshemmende Fenster bis zur 2-Faktor-Authentifizierung beim Zutritt zu sicherheitskritischen Innenbereichen erfüllen höchste Sicherheitsanforderungen. Das gilt auch für das eigene Rechenzentrum im Hause, das an einem zweiten Standort gespiegelt wird.
Herzstück ist die herstellerneutrale, offene PSIM-Plattform WinGuard, die die Einbindung unterschiedlichster Systeme wie Gefahrenmeldeanlagen, Videoüberwachung, Aufzugsnotruf oder Gebäudeleittechnik ermöglicht. Klüh arbeitet dafür mit dem 'Certified WinGuard Integrator' TAS Sicherheits- und Kommunikationstechnik als strategischem Partner zusammen.
Der Regelbetrieb der neuen Leitstelle ist Anfang November gestartet. Im ersten Quartal 2026 soll die Zertizierung nach VdS 3138, DIN EN 50518, ISO 27001 und TISAX (Trusted Information Security Assessment Exchange) für den Automotive-Bereich abgeschlossen sein, später im Jahr soll die Zertifizierung nach BSI IT-Grundschutz folgen.
Zu den strategischen Hintergründen der neuen Leitstelle sprachen wir mit Klüh Security-Geschäftsführer Sven Horstmann.
Herr Horstmann, was ist der Hintergrund Ihrer Entscheidung, eine neue Alarmempfangs- und Notruf-Serviceleitstelle einzurichten?
Wir konzentrieren uns nicht mehr nur auf die reinen Sicherheitsthemen, sondern wollen ein breiteres Spektrum von Services in den Bereichen Sicherheit, Gebäudetechnik und Kommunikation anbieten und diese integrieren. Dafür brauchen wir eine offene Plattform, die viele Schnittstellen und somit umfassende Möglichkeiten bietet, unterschiedliche Subsysteme wie Einbruchmeldeanlagen, Sprechstellen, Parkraumverwaltung, Klimaanlagen und vieles mehr einzubinden. Mit unserer neuen Leitstelle und der offenen Architektur von WinGuard ist das möglich.
Wie hoch ist der Bedarf für solche Dienstleistungen?
Unternehmen haben immer weniger Personal zur Verfügung, oft mangelt es auch an Knowhow und der Bereitschaft, eigene Leitstellen aufzubauen oder auf neuestem Stand zu halten. Die Anforderungen werden immer komplexer. Viele haben Bestandsleitstellen, gehen aber den Invest für die Weiterentwicklung nicht mehr. Ein weiterer Faktor ist, dass Unternehmen immer mehr mit KPIs (Key Performance Indicators) arbeiten. Dafür brauchen sie Analysedaten, um die Performance in unterschiedlichen Bereichen messbar zu machen, nicht nur in der Sicherheit. Wir gewinnen sehr viele Informationen von einem Kunden und haben die Möglichkeit, diese aufzubereiten und ihm als Dashboard oder Reporting zur Verfügung zu stellen.
Welche Vorteile haben integrierte Services für den Kunden?
Er bekommt verschiedene Dienstleistungen aus einer Hand. Er hat nur einen Ansprechpartner, das schafft Synergien und vereinfacht administrative Prozesse. In größeren Objekten fungiert der Ansprechpartner als Campus-Manager, der sich um alle Themen in den verschiedenen Fachbereichen kümmert. Nehmen Sie das Beispiel Flughafen Düsseldorf: Hier betreuen wir Cleaning, PRM-Service und die Personen- und Warenkontrolle. Der Flughafen hat sich bei diesen Dienstleistungen bewusst für einen einzigen Anbieter entschieden, dadurch entstehen Synergieeffekte.
Gibt es bei Unternehmen auch Vorbehalte, alles an eine externe Leitstelle auszulagern?
Ja, die gibt es manchmal. Aber wir bieten dem Kunden auch Modelle an, bei denen er die Hoheit behält. Er bekommt dann von uns Bedienplätze vor Ort. Er kann die Leitstelle beispielsweise tagsüber selbst betreiben und wir übernehmen in den Randzeiten nachts und an Wochenenden. Es gibt auch die Möglichkeit, die Leitstelle vor Ort per Knopfdruck auf uns umzuschalten, wenn beim Kunden ein Mitarbeiter ausfällt. Solche Anforderungen decken wir mit verschiedenen Modellen ab.
Wo sehen Sie derzeit das größte Potenzial, insbesondere mit Blick auf Sicherheit?
In allen Bereichen, die aktuell oder zukünftig unter das Thema KRITIS fallen. In der Privatwirtschaft beispielsweise die Lebensmittelindustrie, die Energiewirtschaft, Öl und Gas, Chemiewerke, aber auch Versorger wie Stadtwerke. Außerdem Unternehmen, die als Zulieferer für KRITIS-relevante Industrien tätig sind, oder in die Produktion von Rüstungsgütern neu einsteigen und jetzt entsprechende Sicherheitsanforderungen erfüllen müssen. Häufig entstehen Anforderungen aus einer Zertifizierung oder Rezertifizierung heraus. Aber auch unabhängig von gesetzlichen Vorgaben sind viele Unternehmen interessiert an Themen wie Cybersicherheit und Informationsschutz, weil sich die Sicherheitslage grundlegend verändert hat.
Wie läuft die Beratung und Projektierung ab?
Wir bieten als erstes einen Kundenworkshop an, um die Bedürfnisse zu klären und Schutzziele zu definieren. Im nächsten Schritt erstellen wir ein Konzept, wie man die definierten Ziele erreichen kann, und beziehen dabei je nach Anforderung auch unsere Partner mit ein. Dabei haben wir auch im Blick, inwieweit es einen Mehrwert für den Kunden bieten kann, weitere Bereiche zu integrieren. Häufig ist das Gefahrenmanagement der Startpunkt, danach entstehen weitere Anforderungen, wenn der Kunde sieht, welche Möglichkeiten unser System bietet.
Wie organisieren Sie Ihre Teams, wenn bei integrierten Dienstleistungen verschiedene Geschäftsbereiche involviert sind?
Jeder Geschäftsbereich hat einen eigenen Vertrieb und operative Kräfte, die mit dem Kunden sprechen. Ist der Kunde an integrierten Services interessiert, holen sie die jeweilige Fachexpertise mit dazu. In der Zusammenarbeit gibt es dann auf unserer Seite immer einen Projektmanager, der meistens schon in der Analyse mit eingebunden ist, die Dienstleister koordiniert und Ansprechpartner für den Kunden ist. Darüber hinaus arbeiten wir mit Partnern zusammen, etwa bei Robotik oder Drohnen. Wir haben nicht das Ziel, für alle Themen eigene Fachexpertise aufzubauen, sondern setzen auf kompetente Partner. In jedem Falle sind wir aber der einzige Vertragspartner des Kunden.
Welche Dienste bieten sich für eine Integration besonders an?
Den größten Zuwachs erwarte ich da, wo wir das klassische Gefahrenmanagement mit der Gebäudeleittechnik zusammenführen. Wir bekommen eine Vielzahl von Informationen zum Gebäude, von Raumtemperaturen über offenstehende Fenster bis zur Auslastung des Gebäudes. Wir können dem Kunden Analysedaten zur Verfügung stellen, um Sicherheit und Nachhaltigkeit messbar zu machen. Wir können mit Hilfe von KI Sicherheitslagen vorhersagen oder beispielsweise bei einem Einkaufscenter Besucherströme analysieren. Letztlich geht es um eine Art Profiling, egal ob bei Gebäuden, Maschinen oder anderen Dingen.
Integrated Services haben 2024 rund 3 Prozent des Gesamtumsatzes von Klüh ausgemacht. Welche Erwartungen haben Sie für die nächsten Jahre?
Wir gehen von deutlichen Zuwächsen in den kommenden 2-3 Jahren aus. Mit den Möglichkeiten der neuen Leitstelle haben wir derzeit ein Alleinstellungsmerkmal, deswegen erwarten wir, dass sich die Nachfrage schnell entwickeln wird. Zum anderen verändert sich die Branche zur Zeit, einige Dienstleister im Leitstellenbereich wird es zukünftig nicht mehr geben, weil kleinere Unternehmen sich Zertifizierungen und den erheblichen Invest nicht mehr leisten können. Für uns ist aber nicht allein der Umsatz entscheidend. Der Servicebereich ist weniger wettbewerbsintensiv und preisgetrieben, deswegen wollen wir uns mehr auf hybride Modelle fokussieren.