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Luftsicherheit im Zeichen zunehmender Digitalisierung

12.04.2024

Das Leitmotiv „Luftsicherheit im Wandel“, ließ kaum die Vielfalt der Schwierigkeiten erahnen, die es auf diesem Gebiet zu bewältigen gilt. Das Spektrum reichte von den Cyberbedrohungen bis zum Fachkräftemangel

Foto: Mathew Browne / Pixabay
Foto: Mathew Browne / Pixabay
  1. Luftsicherheitskonferenz fand am Flughafen BER statt

Das Leitmotiv „Luftsicherheit im Wandel“, unter dem die diesjährigen Luftsicherheitstage Anfang März in Schönefeld bei Berlin – in unmittelbarer Nachbarschaft zum Flughafen BER – standen, ließ kaum die Vielfalt der Schwierigkeiten erahnen, die es auf diesem Gebiet zu bewältigen gilt. Das Spektrum reichte von den Cyberbedrohungen bis zum Fachkräftemangel.

Die zweitägige Konferenz, die – traditionell vom Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS) und der Bundespolizei ausgerichtet – zum 13. Mal stattfand, konnte zu den verschiedenen Themen mit Referenten der wichtigsten Sicherheitsbehörden aufwarten.

Die Branche der Luftsicherheitsunternehmen sei, so der neue BDLS-Vorsitzende Alexander Borgschulze in seinen Begrüßungsworten, wie die gesamte Wirtschaft von akutem Fachkräftemangel betroffen. Es sei auch für die eigene Branche „zunehmend schwieriger, für offene Stellen, geeignetes und langfristig verfügbares Personal zu finden und das, obwohl mittlerweile ein beachtliches Lohnniveau erreicht worden sei“. Der BDLS habe sich deshalb entschlossen, die Kampagne „#Mach was mit Sicherheit“ ins Leben zu rufen. Aktuell verfolge man die Idee, den Fortbildungsberuf der „Fachkraft für Luftsicherheit“ ins Leben zu rufen und damit den Stellenwert des Berufes zu erhöhen. Er erneuerte Forderung, dass die Luftsicherheit in Deutschland einer einzigen Behörde untergeordnet werde und bemängelte, dass gegenwärtig die Zuständigkeiten auf verschiede Behörden aufgeteilt seien.

Mit den Bedrohungen im zivilen Luftverkehr setzte sich Normen Großmann, Leiter der Abteilung Gefahrenabwehr im Bundespolizeipräsidium, auseinander und konstatierte, dass für 2023 ein Anstieg der Bedrohungslagen gegenüber dem Vorjahr um 100 Prozent zu verzeichnen sei.

Sinan Selen, Vizepräsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, stellte fest, dass sich in unserer Gesellschaft eine Art Do-It-Yourself-Extremismus breit mache.

Mit dem Problem "Psychologische Aspekte von Radikalisierung: Arten/Formen von

Innentätern" beschäftigte sich Felicitas Haller, Betriebsleiterin Aviation der All Service Sicherheitsdienste. Sie richtete den Blick auf die „Innentäter“, die nach ihrer Erkenntnis vor allem männlich und über 40 Jahre alt sind. Was vom Auditorium mit Schmunzeln quittiert wurde, denn die Mehrheit der weit über 200 Tagungsteilnehmer fiel unter diese Kategorie.

Der Cybersecurity in der Luftsicherheit widmete sich Dr. Timo Hauschild, Abteilungsleiter beim Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik. Er erläuterte die Aufgaben des Fachbereichs „Cybersicherheit in der zivilen Luftfahrt“ im BSI. Im Jahr 2023 habe es 18 Störungen an Flughäfen gegeben, wovon zwei als kritisch bewertet wurden. Die Rangliste der Störungsursachen ist laut Hauschild: Human Errors, Distributed-Denial-of-Service- Angriffe (DDoS), Hacking und Mal- bzw. Ransomware.

Über das „Nationale Lage- und Führungszentrum für Sicherheit im Luftraum“ referierten gemeinsam Oberstleutnant i.G Stefan Arne Bremkens vom Bundesministerium der Verteidigung, Andreas Krebber, Koordinator des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr und Dirk Hasenau, Erster Polizeihauptkommissar und Koordinator der Bundespolizei in der Dienststelle Sicherheit im Luftraum. Sie richtete unter anderem ihr Augenmerk auf das Thema „Renegade“. Der Begriff, aus dem Englischen für abtrünnig, bezeichnet in der zivilen Luftfahrt ein Verkehrsflugzeug, das durch anomales Flugverhalten in den Verdacht gerät, als Terrorwaffe missbraucht zu werden.

Mit dem komplexen Thema der Luftsicherheitsgebührenverordnung befasste sich Erich Kramer, Abteilungsleiter Training, Consulting & Cargo Screening der STI GmbH. Er hielt künftig eine „Abstimmung mit den Behörden über Abrechnungsmodalitäten“ ebenso für wünschenswert wie „Abstimmung über Auditverhalten insbesondere bei Luftsicherheitskontrollpersonen und Ausbildern.“

Die „Luftsicherheit aus der Sicht des Bundesministeriums des Innern und für Heimat“ beleuchtete lsabel Schmitt-Falckenberg. Sie widmete sich unter anderem dem Perimeterschutz der Flughäfen. „Wo ein Zaun ist, ist auch ein Bolzenschneider!“ Sie sah durch die jüngsten Ereignisse die Grundlagen für einen neuen Straftatbestand.

Die Luftsicherheit trat bei den Ausführungen von Arye Sharuz Shalicar, Schriftsteller und Sprecher der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte, die in einem äußerst emotionalen Vortrag auf die Vorgänge von Gaza einging. Er stellte fest, dass für die Israelis das Morden der Hamas in einer Linie mit dem Holocaust steht.

Dem vielleicht drängendsten Problem der Luftsicherheit in der Gegenwart nahm sich Nicole Oppermann an. Die Geschäftsführerin DSW Deutscher Schutz- und Wachdienst GmbH + Co. KG und Vizepräsidentin des BDLS beleuchtete die vielfältigen Schwierigkeiten bei der Gewinnung neuer Mitarbeiter. Auch die Veränderung der Arbeitswelt durch fortschreitende Digitalisierung, bereite bei Mitarbeitergewinnung zunehmend Probleme.

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Peter Niggl

Peter Niggl, Journalist und Chefredakteur der Fachzeitschrift Security Insight

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