„Crossmedia ist gelebte Realität“

Im Spitzengespräch Darius Kaniut der mit VIEW live eine Webcast-Reihe startet, mit dem Vorteil, Informationen einfach und schnell zu vermitteln und den Zuschauer viel stärker anzusprechen als Texte und Bilder.

Lesezeit: 6 Min.

22.06.2021

Mit einem Live-Webcast beschreitet der Video- und Sicherheitstechnikdistributor VIDEOR neue Wege der Unternehmenskommunikation. SicherheitsPraxis hat mit VIDEOR Marketer Darius Kaniut, der für die Konzeption und Organisation des neuen Formats verantwortlich zeichnet, über Hintergründe und Herausforderungen, Relevanz und Resonanz gesprochen.

SicherheitsPraxis: Herr Kaniut, im vergangenen Oktober hat VIDEOR mit VIEW live eine Webcast-Reihe gestartet, deren sechste Folge im kommenden Juni gestreamt wird. Ist das eine Notlösung, um während der Pandemie nicht den Kontakt zu den Kunden zu verlieren?  

Darius Kaniut: Dass wegen Corona sämtliche Fachmessen gecancelt wurden, war natürlich auch für uns ein Schlag ins Kontor. Solche Events erfüllen ganz viele wichtige Funktionen auf einmal: Informations- und Kontaktbörse, Präsentationsplattform, Stimmungsbarometer und, und, und – das fiel alles weg. Online war die einzige Möglichkeit, mit den Kunden in Kontakt zu treten. Während der Lockdown-Phasen schossen die Teilnehmerzahlen unserer Webinare regelrecht durch die Decke. Das war natürlich ein mächtiger Impuls für uns, aber tatsächlich hatten wir schon vor der Pandemie die Entwicklung eines Webcasts ins Auge gefasst, um dem veränderten Nutzer- bzw. Kundenverhalten Rechnung zu tragen. Digitale Medien durchdringen heute unseren Alltag und wir sind es gewohnt, tagtäglich die für uns relevanten Informationen aus dem Datenmeer zu fischen. Deshalb ist innerhalb weniger Jahre die durchschnittliche Aufmerksamkeitsspanne signifikant gesunken, deshalb bevorzugen die Menschen kurze Texte, deshalb sind leicht konsumierbare Medien und Formate so angesagt. Daran kommt kein Unternehmen vorbei, auch nicht im B2B-Bereich. Ein audiovisuelles Format wie ein Webcast hat den großen Vorteil, Informationen einfach und schnell zu vermitteln und den Zuschauer viel stärker anzusprechen als Texte und Bilder. Weil das so ist, kann ich mit einem Video auch sperrige Themen viel effektiver kommunizieren – effektiver auch in dem Sinne, dass die Zuschauer bei der Stange bleiben und nicht, wie bei Online-Texten, über Absätze oder gleich zum nächsten Web-Angebot springen. Und auf der anderen Seite müssen wir, wenn wir auch in Zukunft attraktiv sein wollen, Medienformate anbieten, die auch die webaffinen Millennials abholen, die Entscheider von morgen.  

SicherheitsPraxis: Das klingt ganz so, als würden Sie keine Wette auf die Zukunft von Printmedien eingehen. Ist dem so und, wenn ja, was bedeutet das für Ihre eigene Kundenzeitung, die viermal pro Jahr erscheint?  

Darius Kaniut: Der Punkt ist doch: Crossmedia, der Mix aus Print und Online, ist gelebte Realität, von der Entscheider- bis zur Sachbearbeiterebene. Und in diesem Mix ist Print ebenso wichtig wie die digitalen Angebote. Allein in Deutschland sind laut dem Verein Deutsche Fachpresse immerhin 5.695 Fachzeitschriftentitel erhältlich. Und sprechen wir von Corporate Publishing bei mittleren Unternehmen, gerade auch im B2B, ist damit in erster Linie Gedrucktes gemeint, denn eine Kundenzeitung, die optisch und inhaltlich gut gemacht ist, stärkt die Kundenbindung. Was unsere Kundenzeitung View angeht, die hat ihre gewachsene Leserschaft und wird geschätzt, weil sie neben Herstellerinformationen auch Projektberichte, Expertenbewertungen von Technologien, Techniktipps, Trendanalysen und Unternehmensinfos bietet. Hinzu kommt, dass für viele Leser Papier bei längeren informativen Texten weiterhin das bevorzugte Medium ist. Andererseits zwingt uns die aufwendige Produktion einen vierteljährlichen Erscheinungsturnus auf. Natürlich publizieren wir die meisten VIEW Beiträge auch auf unserer Website und bereiten sie für unseren Newsletter auf. Wollen wir unseren Kunden aber brandaktuelle Informationen liefern – beispielsweise zu den möglichen Auswirkungen der gegenwärtigen Engpässe von Elektronikkomponenten auf unsere Lieferketten – und die Kommunikation insgesamt lebendiger und unmittelbarer gestalten, müssen wir ergänzend auf schnellere Kanäle und Formate setzen. In unserem Webcast können wir mit Herstellerpräsentationen, Produkt-Demos und Tutorials relativ viel Information kompakt und unterhaltsam vermitteln. Der ganz große Vorteil besteht für uns aber vor allem in der Interaktivität von VIEW live. Die Zuschauer können ihre Fragen per Chat direkt an die Referenten und / oder Diskussionsteilnehmer richten. Mit dem Webcast ergänzen wir also nicht nur unser Informationsangebot, sondern gehen von der Einweg- zur Zweiwegkommunikation über – davon profitieren alle. Die Kunden, weil sie gezielt nachfragen oder Themen ansprechen können, die für sie relevant sind. Die Hersteller und VIDEOR als Distributor, weil Feedback auf Augenhöhe die Kundenbindung stärkt und echte Verbesserungspotenziale aufzeigt. So haben die Zuschauer seit Folge 4 zusätzlich die Möglichkeit, nach dem Stream ihre persönliche Bewertung abzugeben, Themenwünsche einzureichen und Verbesserungsvorschläge zu machen.

SicherheitsPraxis: Und diese Anregungen fließen dann kurzfristig in die Inhaltsplanung ein?

Darius Kaniut: Wir versuchen, die Themenvorschläge so schnell wie möglich aufzugreifen bzw. dort noch einmal in die Tiefe zu gehen, wo sich die Zuschauer umfassendere Information wünschen. KI in der Videosicherheit ist beispielsweise ein Thema, zu dem sich Kunden noch mehr Hintergrundinformationen wünschen, während Praxistipps für die Planung von Videosicherheitsanlagen auf der Vorschlagsliste ganz oben stehen. Besonders freut uns, dass wir unser Ergebnis auf die Frage, ob die Zuschauer unseren Webcast weiterempfehlen werden, von 75 Prozent bei Folge 4 auf 100 Prozent bei Folge 5 steigern konnten.

SicherheitsPraxis: In diesem Jahr haben Sie sich sechs Folgen vorgenommen, das entspricht einem 8-Wochen-Rhythmus – eine recht stramme Taktung, wenn man bedenkt, dass Sie neben den Webcasts auch Webinare, Newsletter, die firmeninterne Kommunikation und eine Kundenzeitung stemmen müssen. Gibt es Synergieeffekte oder wie steht man das durch? 

Darius Kaniut: Tatsächlich darf man den organisatorischen Aufwand für einen Live-Webcast nicht unterschätzen. Mit wachsender Erfahrung stellt sich natürlich eine gewisse Routine ein, doch die Inhaltsplanung und Terminfindung im Vorfeld und die Kommunikation sowie Koordination der Teilnehmer sind schon ein ziemlicher Kraftakt. Ganz zu schweigen von den unverzichtbaren Probeläufen. Und Erfahrung hin, Proben her, am Ende kann live natürlich immer etwas schiefgehen, da verspürt man als Organisator schon einen gewissen Druck. Der Adrenalinspiegel ist jedes Mal hoch und sinkt erst mit dem Ende der Folge wieder. Was sich in meiner Wahrnehmung allerdings geändert hat: die Sprecher wirken in der Live-Situation immer souveräner. Und das hängt, glaube ich, damit zusammen, dass wir uns alle in den zurückliegenden Monaten an Online-Konferenzen und Video-Calls gewöhnt haben. Man vergisst ja leicht, was das anfangs für eine Umstellung auch für erfahrene Power-Point-Matadoren war, sich nur per Kamera und Headset an ein virtuelles Publikum zu wenden – ohne mimische oder gestische Rückkopplung. Das ist eine Erfahrung, die sonst nur Webinar-Moderatoren kennen und ich bin ziemlich beeindruckt davon, wie gut das inzwischen klappt.

SicherheitsPraxis: Wohin soll die Reise in Zukunft gehen?

Darius Kaniut: Höher, schneller und weiter natürlich! Spaß beiseite: Wir freuen uns über steigende Zuschauerzahlen von Folge zu Folge, was auch damit zusammenhängt, dass wir den Webcast in diesem Jahr noch intensiver promoten. Für die Zukunft haben wir uns vorgenommen, unseren Zuschauern weitere Perspektiven auf das Thema Sicherheit zu eröffnen. Damit meine ich, dass wir nicht nur die Sicht von Hersteller, Distributor und Sicherheitsfacherrichter bedienen wollen, sondern Themen auch einmal aus dem Blickwinkel von Sicherheitsverantwortlichen oder Betreibern aus den verschiedenen Verticals betrachten wollen – welche Erwartungen und Anforderungen haben sie, wo drückt in der Praxis der Schuh, was wünschen sie sich? Ich denke es ist wichtig, den Dialog in Richtung Endkunden zu erweitern, davon würden alle profitieren.

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Über den Autor: Redaktion Prosecurity

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