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Auswirkungen der Krise und andere Herausforderungen

15.02.2021
Die beiden Geschäftsführer Jörg Schwarz (l.) und Björn Renz (r.) lenken die Geschicke von Renz Sicherheitstechnik.

Die beiden Geschäftsführer Jörg Schwarz (l.) und Björn Renz (r.) lenken die Geschicke von Renz Sicherheitstechnik.

Die Corona-Pandemie beschert allen Akteuren der Sicherheitsbranche bislang nicht gekannte Beeinträchtigungen. Die SicherheitsPraxis sprach mit den Geschäftsführern Björn Renz und Jörg Schwarz vom Facherrichter Renz Sicherheitstechnik über die Auswirkungen der Krise und andere Herausforderungen. Das 1987 von Reiner Renz gegründete Unternehmen für Sicherheits- und Kommunikationstechnik beschäftigt über 65 Mitarbeitende an vier Standorten und befand sich vor Corona unter anderem durch zwei Firmenübernahmen auf Wachstumskurs. Im Jahr 2018 wurde das Tochterunternehmen Sepro Consulting für CAD-Dienstleistungen und Sicherheitskonzepte gegründet. Seit 2019 residiert Renz Sicherheitstechnik in modernen Räumlichkeiten am neuen Hauptsitz im Eninger Gewerbegebiet Arbachtal.

SP: Herr Renz, hat die Corona-Pandemie Ihre ehrgeizigen Wachstumspläne ausgebremst?

Renz: Natürlich haben die Herausforderungen auch vor uns keinen Halt gemacht. In erster Linie haben wir sehr viel Zeit aufgewendet um die internen Strukturen der Pandemie anzupassen. Uns wurde aber sehr schnell klar, dass es nicht hilft, den Kopf in den Sand zu stecken. Es gibt nämlich auch eine Zeit danach. Aus diesem Grund haben wir auch in Zeiten von Corona unsere Niederlassungen weiterentwickelt und Chancen zur Gewinnung neuer Mitarbeiter wahrgenommen. Wir sind extrem stolz auf unser Team! Alle unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben in dieser schweren Zeit viel Verständnis für die manchmal widrigen Umstände aufgebracht. Deshalb konnten wir alle an einem Strang ziehen und die Herausforderungen außerordentlich erfolgreich meistern. Es wurde allen schnell klar, dass die Anforderungen an die Sicherheitstechnik auch zu Zeiten eines Lockdowns weiterhin sehr hoch sind. Nicht umsonst wurde unsere Branche deshalb als systemrelevant eingestuft.

SP: Herr Schwarz, welche Maßnahmen haben Sie in Ihrem Betrieb umgesetzt, um gleichzeitig den Gesundheitsschutz und das laufende Geschäft sicherzustellen?

Schwarz: Unsere Wachstumsstrategie hat uns auch hier weitergeholfen. Durch unsere insgesamt vier Standorte konnten wir jede Niederlassung isoliert betreiben und eine Durchmischung der einzelnen Teams weitgehend verhindern. Querbesuche fanden keine statt, sodass das Infektionsrisiko deutlich gemindert werden konnte. Selbst beim kompletten Shutdown eines Standortes würden die anderen noch funktionieren und die Aufgaben übernehmen können. Dank unserer umfangreichen Hygienemaßnahmen ist das allerdings noch nicht vorgekommen. Ebenfalls geholfen hat unsere moderne IT-Struktur, die wir ständig auf dem Laufenden halten. Durch die dezentrale Anbindung der Clients an unsere Server konnten wir in Rekordzeit eine effiziente und sichere Homeoffice-Struktur realisieren. Wir arbeiten jetzt vor allem in den Abteilungen Verwaltung, Buchhaltung, Vertrieb und Geschäftsführung bis zu 50 % im Home Office. Zur Risikominimierung arbeitet jeweils nur eine Hälfte im Betrieb. Darüber hinaus haben wir natürlich für eine Maskenpflicht, das Aufstellen von Desinfektionsspendern und eine entsprechende Plakatierung gesorgt. Zur internen Bewältigung der Corona-Krise ganz besonders wichtig ist aus unserer Sicht eine umfassende Information der Mitarbeitenden, um diese auf die zu erwartenden Herausforderungen vorzubereiten. Anfangs haben wir regelmäßig elektronische Newsletter versendet, die wir aber schon bald durch persönliche Videobotschaften der Geschäftsführung ersetzt haben. Die Informationen sind dadurch viel besser angekommen. Ebenso war das Verständnis für die Herausforderungen, die wir gemeinsam als Team meistern müssen, viel größer.

SP: Digitalisierung gilt als Zauberwort bei der Bewältigung der Pandemie. In manchen Branchen ist ein regelrechter Schub zu beobachten. Gilt das auch für das Elektrohandwerk?

Renz: Für uns ist das Thema Digitalisierung nicht neu. Wir verwenden schon seit längerem digitale Stundenzettel und erfassen Aufträge direkt auf dem iPad. Darüber hinaus haben wir eine eigene App entwickelt, um Instandhaltungsarbeiten im Bereich Einbruch- und Brandmeldeanlagen, Zutrittskontrolle und  Videomanagement digital zu erfassen und fälschungssicher unseren Kunden an die Hand zu geben. Damit wird die Wartung transparent, sodass auch hier die Kette der lückenlosen Dokumentation und Nachvollziehbarkeit gewährleistet  bleibt. Das alles hatten wir schon vor Corona umgesetzt. Durch die Pandemie ist das Bewusstsein und die Akzeptanz für eine ständige Prozessoptimierung noch weiter gewachsen. Deshalb werden wir in diesem Bereich auch in Zukunft weiter investieren. Ein weiteres Beispiel einer deutlich gestiegenen Akzeptanz sind virtuelle Konferenzen per Video, vor der Corona-Pandemie undenkbar. Egal ob Team-Besprechungen der Techniker, Vergabegespräche mit öffentlichen und privaten Auftraggebern, virtuelle Treffen mit dem Steuerberater: vieles wird jetzt per Videokonferenz erledigt. Das spart Zeit und Benzin.

Schwarz: Auf der anderen Seite muss man aber auch deutlich betonen, dass die zwischenmenschliche Kommunikation nicht überall einfach so ersetzbar ist. Vor diesem Hintergrund stellen Gespräche „auf Abstand“ eine negative Seite der Pandemie und auch der Digitalisierung dar. Sich die Hand zu geben, Spaß zu haben, auch über Privates zu sprechen und das Pflegen sozialer Kontakte: das alles kommt viel zu kurz. Für die Zukunft wünsche ich mir eine gesunde Mischung aus effizienten Kommunikationstechniken und dem direkten persönlichen Kontakt. Allerdings wird uns die „neue Normalität“ noch eine ganze Weile begleiten.

SP: Welche Rolle können Ferndienstleistungen an Sicherheitsanlagen spielen? Mit dem Entwurf zur EN 50710 scheint Bewegung in die Branche zu kommen.

Renz: Ferndienstleistungen nehme bereits heute eine wichtige Rolle ein und ihr Anteil wird sich zukünftig noch weiter verstärken. Kein Wunder, denn dadurch lassen sich sowohl für uns als auch für unsere Kunden zahlreiche Vorteile realisieren. Dazu gehört die Vermeidung von Mehrfachfahrten, effizientere Serviceeinsätze und mehr Transparenz für unsere Kunden. Ganz besonders deutlich wird das in der aktuellen Corona-Lage. Bei Dienstleistungen aus der Ferne gibt es keine Beschränkung der Reisefreiheit und kein Infektionsrisiko. Größter Hemmschuh für die Verbreitung von Ferndienstleistungen war bisher ihre nur schwach ausgeprägte Berücksichtigung in der Normung. Betreibern und Errichtern fehlte deshalb häufig die nötige Anwendungssicherheit. Mit der neuen Norm EN 50710 wird sich das hoffentlich ändern, vorausgesetzt die Norm lässt sich auch praxisgerecht umsetzen.

SP: Einige Hersteller bieten Cloud-Lösungen für Ferndienstleistungen und zur Anlagenverwaltung an. Wird sich das Service-Geschäft dadurch verändern?

Schwarz: Ja, das Geschäft wird sich verändern. Immer mehr Servicetechniker werden vom Büro oder auch vom Home Office aus arbeiten können. Gleichzeitig steigen die Anforderungen an Techniker und Monteure, weil immer mehr Wissen aus der Informationstechnik vorausgesetzt wird. Natürlich steigen damit auch die notwendigen Investitionen in die Aus- und Weiterbildung unserer Mitarbeitenden. Aber dadurch erweitert sich auch das Leistungsspektrum, dass wir als Renz Sicherheitstechnik unseren Kunden anbieten können. Daraus neue Geschäftsmodelle zu entwickeln, wird zukünftig eine wichtige Aufgabe der Geschäftsführung sein.

SP: Insgesamt haben die verfügbaren sicherheitstechnischen Produkte und Systeme einen großen Einfluss auf den Errichter Alltag. Was wünschen Sie sich von den Herstellern?

Renz: Ich wünsche mir deutlich mehr Innovationen. Speziell im Bereich Brandmeldetechnik und Einbruchmeldetechnik gibt es schon seit Jahren nichts wirklich Neues. Natürlich gibt es neue Produkte, allerdings keine wirklichen Innovationen. Wir müssen als Branche aufpassen, dass wir nicht schon bald beispielsweise von globalen Anbietern wie beispielsweise Google überholt zu werden.

SP: Sie bieten mit Sepro Consulting auch die Erstellung von Sicherheitskonzepten an. Was verbirgt sich dahinter?

Schwarz: Wir nutzen SePro Consulting, um interne Schnittstellen zu Planungsvorgängen und zum organisatorischen Brandschutz sicherzustellen. Immer wieder sind bei der Erstellung von Feuerwehrplänen und Feuerwehrlaufkarten Engpässe bei den Zulieferfirmen entstanden, so dass geplante Abnahmetermine in Gefahr waren. Mit SePro haben wir diese Dienstleistungen im eigenen Hause und die Möglichkeit, intern bei Planungen, CAD-Dienstleistungen und professioneller Dokumentation zu unterstützen.

SP: Die Anforderungen an Fachkräfte der Sicherheitstechnik werden immer höher. Gleichzeitig fehlen spezielle Berufsbilder. Muss die Ausbildung reformiert werden, auch um dem Fachkräftemangel zu begegnen?

Renz: Ich selbst bin im Prüfungsausschuss für Informations- und Telekommunikationstechnik ehrenamtlich tätig. Deshalb kann ich sagen, dass die Ausbildungsinhalte grundsätzlich gut passen. Sie werden auch ständig weiterentwickelt, um den Veränderungen in Richtung Informationstechnologie und Entwicklungen wie Remote Services, Vernetzung und Cloud-Lösungen Rechnung zu tragen. Ein großes Problem liegt allerdings darin, dass unser spannender Beruf immer noch viel zu unbekannt ist. Die für die Berufsorientierung mitverantwortlichen Job-Center der Arbeitsagenturen berücksichtigen in der Regel nur die Fachrichtung Gebäudetechniker (den „Elektriker“), aber nicht die Berufsbilder in Richtung Informations- und Kommunikationstechnik. Dabei bedeutet unsere Tätigkeit einen sicheren Job mit sehr guten Aufstiegschancen und Verdienstmöglichkeiten.

Schwarz: Ebenso eine Rolle spielen regionale Randbedingungen. So gibt es in Baden-Württemberg nur eine Landesfachklasse, was viele Unternehmen abschreckt, überhaupt auszubilden. Denn die überbetriebliche Ausbildung findet ausschließlich überregional statt, was lange Wege und hohe Kosten bedeutet. Dazu kommt, dass viele Auszubildende die Ausbildung mit 16 Jahren beginnen und noch nicht wirklich mobil sind. Deshalb wären kürzere Wege auf jeden Fall wünschenswert.

Bildunterschrift: Die beiden Geschäftsführer Jörg Schwarz (l.) und Björn Renz (r.) lenken die Geschicke von Renz Sicherheitstechnik.

 

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